Die kleine Spinne
Ich beobachtete eine sehr kleine Spinne, wie sie den oberen Rand meiner Teetasse entlanglief. Sie war nur etwa zwei bis drei Millimeter groß und sehr schnell. Sie bewegte sich etwa ein Drittel des Kreises entlang und dann wieder zurück, immer hin und her, mit hoher Geschwindigkeit. Mir war nicht klar, was sie zu erreichen versuchte. Fast zehn Minuten lang schoß sie hin und her, in unglaublicher Eile. Plötzlich ließ sie sich fallen, wurde aber kurz vor dem Boden von einem unsichtbaren Faden gehalten, den sie blitzschnell wieder hochkletterte. All das wiederholte sich noch mehrmals.
Ich staunte über diese fast schon hektische Geschäftigkeit, deren Sinn und Zweck mir völlig verborgen blieb. Ein Netz spann sie nicht, das war klar, und weshalb lief sie dann immer von neuem den Tassenrand entlang? Eindrucksvoll jedenfalls, wie akribisch und engagiert solch ein winziges Tier seine verborgenen Absichten verfolgt, ausgestattet nur mit unglaublich dünnen, kurzen Beinen und einem verglichen mit sonstigen Spinnenarten winzigen Körper. Ich ging kurz weg, um etwas zu holen, und als ich wiederkam, war die Spinne verschwunden.