Bobo
Heute habe ich meinen Fußballfreund Bobo nach langer Zeit wiedergesehen. Vor etwa sechs oder sieben Jahren hatte ich ihn öfters bei meinen damaligen Morgenspaziergängen, die entlang einem grasbewachsenen Fußballplatz auf der anderen Seite der Autobahn geführt hatten, mit seiner Besitzerin getroffen. Sie warf einen zerknautschten Ball, aber nicht weit genug, denn er schnappte ihn bereits in der Luft, bevor er den Boden berührte. Ich fühlte mich herausgefordert, den Ball weiter zu befördern, und schoß ihn mit aller Kraft in die Ferne, und möglichst in eine Richtung, in der Bobo ihn nicht vermuten könnte. Nur daß es mir nie gelang. Er war so flink und klug, daß, egal, was auch immer ich versuchte, der Ball trotzdem nicht den Boden berührte.
Bobo war schneller als schnell; er war einfach nur unglaublich. Und er hatte eine enorme Ausdauer und Spielbereitschaft. Er bellte, forderte einen zu weiteren Versuchen auf, und gewann immer.
Heute sah ich ihn mit der Besitzerin auf der anderen Straßenseite. Er konnte kaum noch gehen. Ich rief die Frau an und erkundigte mich nach meinem alten Freund. Er sei inzwischen schon 15 Jahre alt; das entspreche mehr als 100 Jahre beim Menschen. Während sie sprach, mußte er sich hinlegen. Er konnte nicht mehr stehen. Er war einfach durch und durch matt, müde, alt. Von seinem früheren Temperament war nichts mehr zu erkennen. Aber wie ich ihn kenne, glüht immer noch das alte Feuer in ihm. Das ist seine Natur. Und ich werde ihn nie vergessen.